Wir präsentieren euch in diesem Artikel drei Kommunikations-Highlights aus 2019. Nachdem wir kurz vor Weihnachten in einem Artikel analysiert haben, wie man es nicht machen sollte, haben wir nun drei Kampagnen ausgewählt, die aus unserer Sicht auf ein gesellschaftlich oder politisch wichtiges Thema aufmerksam gemacht haben und dabei erfolgreich waren. Selbstverständlich sind diese Kampagnen häufig Crossover konzipiert und keine reinen Media-Relations – das macht es jedoch nur noch interessanter und lesbarer!
Kampagnen-Highlight Nr. 1: BVG macht auf den Gender-Pay-Gap aufmerksam
„Mind the Gap” von Serviceplan Campaign Berlin
Ach, die BVG. Wir lieben sie ja alle schon seit Jahren für ihre knackigen (Social-Media)-Kampagnen, die perfekt zur Berliner Schnauze passen. Dieses Jahr haben sie die Agentur Serviceplan damit beauftragt, für den Weltfrauentag am 18. März eine besondere Aktion zu kreieren. Das „Frauenticket” klingt erst einmal nicht besonders originell, die Konzeption allerdings ist so gut durchdacht, dass der Name schnell zweitrangig wird.
Die Idee: An 600 Ticket-Automaten in Berlin konnten Frauen ein „Frauenticket” erwerben, auf das sie nach biometrischer Überprüfung 21 Prozent Rabatt bekamen. Denn in Deutschland verdienen Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Dazu wurde ein HR-Clou auf den Fahrscheinen eingebaut: Den Käuferinnen wurde die Karriere-Seite der BVG mit folgendem Satz empfohlen: „Instead of paying 21% less, earn 21% more.”
Das Ergebnis: Ein Medien- und Social-Media-Echo, das sich gewaschen hatte. New York Times, Le Figaro, BBC – alle haben darüber berichtet und die Gender-Pay-Gap-Debatte ordentlich aufleben lassen. Und für die BVG gab es obendrein noch eine Umsatzsteigerung von 3.600 Prozent.
Kampagnen-Highlight Nr. 2: Knochenmarkspenderzentrale ist clever und wird belohnt
„LifeLollie-Initiative” von BBDO Düsseldorf
Sich in der Knochenmarkspenderzentrale als potenzieller Stammzellspender registrieren – das Thema muss man erst einmal gut verpacken. Doch hat man es geschafft, ist es bei einer solchen Thematik um Einiges leichter, Influencer für sich zu gewinnen.
Die Idee von: Ein Lollie in Form eines Herzens. Ist er aufgelutscht, verbirgt sich darunter ein Wattestäbchen zur Gewebetypisierung, das noch 20 bis 30 Sekunden an der Wangeninnenseite gerieben werden muss. Danach kann das Wattestäbchen mit einem Dokument an die Knochenmarkspenderzentrale zurückgesendet werden und man ist mit seiner DNA in der Kartei registriert. Die Konzeption stammt von BBDO Düsseldorf.
Das Ergebnis: Für die jedes Jahr rund 12.000 Menschen, die an Blutkrebs erkranken, bedeuten diese Daten eine steigende Wahrscheinlichkeit auf Heilung. Und die erfrischend spielerische Idee des „Life Lollie“ mit der Beteiligung von 150 Influencern, Prominenten und Vereinen hatte zur Folge, dass es bei der Anzahl der Neuregistrierungen ein Plus von 1.100 Prozent gab. Dabei sank das Durchschnittsalter auf 26 Jahre.
Kampagnen-Highlight Nr. 3: Klein, aber dafür noch mehr “Oho” – The Female Company
„The Tampon Book” von Scholz & Friends
Gleichberechtigung spielt auch in diesem Case eine entscheidende Rolle. Außerdem zeigt sich hier, wieviel auch ein Start-Up mit einer guten Idee und einer Portion Raffinesse für ganz schön viel Trubel sorgen kann.
Die Idee: Ein Buch, dass 46 Seiten lang Geschichten und Illustrationen rund um die Menstruation enthält – und im Buchdeckel 15 Bio-Tampons beinhaltet. Der Hintergrund ist die sogenannte „Tampon-Tax”, in Deutschland auch oft (fälschlicherweise) als „Luxussteuer” bezeichnet. Demnach werden Hygiene-Artikel mit 19 Prozent besteuert, während auf beispielsweise Kaviar oder Ölgemälde nur 7 Prozent entfällt. Auch Bücher müssen lediglich mit 7 Prozent versteuert werden. Ganz schön raffiniert von Scholz & Friends!
Das Ergebnis: Ziemlich beeindruckend. Eine bundesweite Diskussion und große Empörung über die „Tampon-Tax” begann zwar schon Ende 2018. Als dann Mitte April 2019 „The Tampon Book” auf den Markt kam, rannten die Schöpfer dann aber offene Türen ein. Die Verbreitung über klassische Medien, Social-Media, eine parallel aufgesetzte Petition und nicht zuletzt der Versand des Buches an die 100 wichtigsten Bundestagsabgeordneten zeigte Wirkung: Ab Januar 2020 werden die Steuern für Hygieneartikel auf 7 Prozent gesenkt.
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